Die kognitive Verzerrung in Aktion: Warum wir gegen die Wahrscheinlichkeit wetten

Kennst du das Gefühl? Du sitzt beim Poker und dein Blatt ist mies, aber etwas in dir bringt dich trotzdem dazu, dass du weiterspielst. Oder beim Lotto, wenn du auf deine Lieblingszahlen tippst, obwohl du weißt, wie niedrig die Chancen stehen, dass du damit den Sechser landest. Die Spannung beim Platzieren von Wetten ist es, was unser Interesse am Weiterspielen weckt.

Willkommen in der interessanten Welt der kognitiven Verzerrungen, in der nichts so ist, wie es scheint. Doch wieso genau ist das so und worauf solltest du dabei achten? Im Rahmen dieses Artikels werfen wir einen genauen Blick auf die sogenannte kognitive Verzerrung und erklären dir, wie du mentale Fallen besser umgehen kannst.

Was versteht man unter einer kognitiven Verzerrung?

Kognitive Verzerrungen stellen typische Denkfehler dar, die unser Gehirn produziert. Der Grund hierfür ist, dass es gerne Abkürzungen nimmt und sich nicht immer die Mühe macht, alle Fakten und Wahrscheinlichkeiten zu durchdenken. Stattdessen nutzt es Schubladen, Faustregeln und manchmal sogar Hoffnung, um Entscheidungen zu treffen. Das ist in vielen Fällen zwar praktisch, aber birgt auch gewisse Risiken, insbesondere wenn es um die Themen Geld und Risiko geht.

Das große „Warum“: Gegen die Odds wetten

Es gibt unterschiedliche Gründe, wieso wir gegen die Wahrscheinlichkeiten wetten und uns schnell mal für eine kognitive Verzerrung entscheiden. Hier sind die häufigsten Gründe im Detail:

  1. Der Glaube an das „Besondere“
    Oft überschätzen wir, wie speziell eine Situation eigentlich ist. Obwohl die Statistik gegen uns spricht, nehmen wir an, dass dieses Mal alles anders ist. Dieses Gefühl wird auch als Illusion der Kontrolle beschrieben. Obwohl die Chancen gegen uns stehen, glauben wir daran, das Unwahrscheinliche möglich zu machen. Egal, ob wir hierfür ein Ritual, Taktik oder einfach Glück nutzen.
  1. Der Bestätigungsfehler

Der „Confirmation Bias“ (Bestätigungsfehler) beschreibt die Situation, in der wir gezielt nach Informationen suchen, die unsere Hoffnung unterstützen. Dabei blenden wir alle Gegenbeweise aus. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist, dass du beispielsweise einmal mit einer extremen Außenseiter-Wette gewonnen hast und dich ewig an den Gewinn erinnerst. Selbst dann, wenn dazwischen noch einmal zehn Verluste stattgefunden haben.

  1. Verfügbarkeitsheuristik

Die großen Sieger-Storys bleiben im Kopf. Dementsprechend erinnern wir uns auch häufiger an diese und nicht an die unzähligen Verlierergeschichten. Unser Gehirn wertet nämlich Dinge, die leichter abrufbar sind als wahrscheinlicher. Selbst dann, wenn sie eigentlich selten sind.

  1. Der Glaube an die Glückssträhne

Hast du gerade verloren? Dann erwartest du den baldigen Gewinn. Allerdings ist das falsch, denn Glückssträhnen gibt es nicht. Die Würfel haben kein Gedächtnis und ein Dealer mischt die Karten jedes Mal vollkommen neu. Dennoch trickst uns unser Gehirn immer wieder aus.

Was bedeutet das für uns im Alltag?

Die unterschiedlichen kognitiven Verzerrungen zeigen deutlich, dass wir emotionale Wesen und keine rationalen Maschinen sind. Wir mögen Geschichten und Ausnahmen mehr als die reine Statistik. Das gilt insbesondere dann, wenn diese uns erzählen oder glauben lassen wollen, wie wir möglicherweise doch noch gewinnen können. Das ist der Grund, weshalb wir besonders bei Glücksspielen und Investitionen meist mehr Risiken eingehen, als gut für uns ist.

Und das gilt nicht nur im Casino. Denn wir machen das Ganze auch beim Aktienkauf, Gehaltsverhandlungen sowie bei beinahe allen Entscheidungen, die wir aus dem Bauch heraus treffen. Aber was genau lässt sich dagegen tun?

Wie du kognitive Verzerrungen umgehen kannst

Zunächst einmal ist es vollkommen normal, diese Denkfehler zu haben. Dennoch kannst du etwas aktiv dagegen tun, indem du bewusster wirst und bei deinen nächsten Wetten die folgenden Tipps beherzigst, um besser abzuschneiden:

  • Wissen ist Macht

Wenn du die bekanntesten kognitiven Verzerrungen kennst, kannst du sie im Alltag auch schneller erkennen. Durch das Bewusstmachen gehen sie dir nicht mehr automatisch durch.

  • Pause statt Panik

Wenn du wichtige Entscheidungen treffen musst, kann eine kleine Pause Wunder wirken. Immer wenn du einen Schritt langsamer machst, einmal tief durchatmest und dich anschließend wieder auf das Ziel fokussierst, kannst du bessere Ergebnisse erreichen.

  • Andere fragen

Der Klassiker. Frage einfach andere, wie diese die Situation sehen. Häufig werden sie dir sagen, wenn sie nicht mit deiner Ansicht übereinstimmen, und du kannst die Situation hierdurch neu bewerten.

  • Statistik statt Bauchgefühl

Auch wenn das Bauchgefühl verlockend ist, lohnt sich immer ein genauer Blick auf die dazugehörigen Statistiken. Nutze die heutzutage leicht zugänglichen Werte und finde damit heraus, wie gut deine Chancen wirklich stehen.

Fazit

Kognitive Verzerrungen begleiten uns im Alltag und lassen sich nicht zu 100 % ausschalten. Allerdings kannst du deine Chancen mit dem reinen Bewusstsein und mithilfe der genannten Tipps deutlich verbessern und deine Entscheidungsfindung korrigieren.

Achte hierbei lediglich darauf, dass du dir stets bewusst bist, wie es um eine Situation bestellt ist und ob du das Ganze möglicherweise gerade durch eine rosarote Brille betrachtest. Dann stehen dir alle Türen offen.

Schreibe einen Kommentar