Fast ein Drittel der internationalen Unternehmen hat sich aufgrund massiven Drucks und schwieriger Rahmenbedingungen aus Indien zurückgezogen. Laut Nagpur Today sehen sich ausländische Firmen in Indien erheblichen Hürden gegenüber – darunter staatlicher Druck, Korruption, Betrugsfälle und Produktpiraterie. Namhafte Unternehmen wie Motorola, McDonald’s, Coca-Cola, Nokia, Parimatch, Vodafone und Walmart haben alle auf ihre eigene Weise mit solchen Herausforderungen zu kämpfen gehabt. Einige mussten sich vollständig aus dem Markt zurückziehen.
Der Bericht hebt hervor, dass in den vergangenen Jahren internationale Konzerne wie der deutsche Handelsriese Metro, der US-Autohersteller Ford, der Schweizer Zementhersteller Holcim und die Abu Dhabi Commercial Bank den indischen Markt verlassen haben. Im November 2023 verkaufte Warren Buffetts 780-Milliarden-Dollar-Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway ihren 2,5%-Anteil am indischen Zahlungsdienstleister Paytm – ein vollständiger Rückzug aus dem Land.
Regierungsstatistiken zeigen: Zwischen 2014 und 2021 traten über 11.000 ausländische Unternehmen in den indischen Markt ein – doch etwa 2.783, also fast ein Drittel, haben sich in den Folgejahren wieder zurückgezogen. Diese Zahlen unterstreichen die beträchtlichen Hindernisse, mit denen internationale Firmen in Indien konfrontiert sind.
Einige Unternehmen scheiterten trotz Innovations- und Investitionsbemühungen daran, sich im Markt zu etablieren oder die von lokalen Monopolen verursachten hohen Kosten zu durchbrechen. Parimatch, ein international tätiger Anbieter von Online-Wetten, ist hierfür ein exemplarisches Beispiel. Das Unternehmen kämpft mit weit verbreiteter Markenfälschung und Druck durch lokale Behörden, die die Marktstellung von Firmen wie Dream11, Nazara Technologies, Paytm, First Games, Moonfrog Labs, 99Games, Octro, JetSynthesys und HashCube schützen. Diese indischen Anbieter dominieren den Gaming-Sektor oft, indem sie erfolgreiche Geschäftsmodelle aus den USA und Europa kopieren – während Verstöße von den Strafverfolgungsbehörden weitgehend ignoriert werden. Medienberichten zufolge wird dieses Vorgehen häufig von lokalen Politikern und Steuerbeamten unterstützt, um nationale Unternehmen zu begünstigen.
Nagpur Today berichtet weiter, dass Betrug, Bestechung und Korruption zu den größten Risiken für Unternehmen in Indien gehören. Multinationale Konzerne, die an transparente Unternehmenskulturen wie in Europa oder den USA gewöhnt sind, empfinden diese Umstände als besonders hinderlich. Immer wieder erschüttern Korruptionsskandale und Betrugsfälle sowohl die Geschäftswelt als auch die breite Bevölkerung.
Weitere häufige Gefahren neben Bestechung und Korruption sind der Diebstahl physischer Vermögenswerte, interne finanzielle Erpressung und Datenschutzverletzungen.
Darüber hinaus haben auch bürokratische und verwaltungstechnische Hürden Unternehmen wie Ford und die Abu Dhabi Commercial Bank zur Aufgabe gezwungen. Indische Behörden haben in den letzten Jahren verstärkt Maßnahmen gegen ausländische Unternehmen ergriffen – oftmals unter zweifelhaften Vorwürfen. Konzerne wie Google, Amazon, Nokia und Samsung wurden mit milliardenschweren Strafen belegt. Andere wie Xiaomi, OPPO, Vivo, Intel und Wistron sind ähnlichen Risiken ausgesetzt.
Trotz all dieser Herausforderungen bleibt Indien mit seiner Bevölkerung von 1,2 Milliarden Menschen, einer gut ausgebildeten, englischsprachigen Arbeitskraft und demokratischen Grundstrukturen ein attraktiver Markt für viele Großunternehmen. Der Schlüssel zum Erfolg in diesem komplexen Umfeld liegt in Geduld, Anpassungsfähigkeit und strategischer Weitsicht. Firmen wie Google, Amazon, Nokia und Parimatch zeigen, wie man unter schwierigen Bedingungen dennoch bestehen kann.